Du möchtest wissen, was Dein Unternehmen wert ist? Statt aufwendige Analysen durchzuführen, multiplizierst Du einfach Deinen Gewinn mit einer branchenspezifischen Zahl. Das ist das Prinzip des Bewertungs-Multiplikators.
Ein Bewertungs-Multiplikator ist ein Faktor, mit dem Du eine Kennzahl Deines Unternehmens multiplizierst, um schnell den ungefähren Wert zu ermitteln. Die Grundformel lautet: Unternehmenswert = Kennzahl × Multiplikator
Die Logik dahinter basiert auf Marktpreisen: Käufer haben für vergleichbare Unternehmen bereits bestimmte Preise bezahlt. Diese Kaufpreise stehen in einem messbaren Verhältnis zu Kennzahlen wie Gewinn oder Umsatz. Wenn ähnliche Firmen das 5-fache ihres Gewinns wert sind, liegt Dein Unternehmenswert wahrscheinlich in derselben Größenordnung.
Die 3 wichtigsten Multiplikator-Arten für deutsche KMU
EBIT-Multiplikator: Der Standard für profitable Unternehmen
EBIT = Gewinn vor Zinsen und Steuern. Diese Methode eignet sich optimal für etablierte, profitable Unternehmen – die meisten Handwerker, Dienstleister und Produktionsbetriebe. Aktuelle Bandbreiten 2025:
- ☐Bau & Handwerk: 4,4–7,4x EBIT (Durchschnitt: 5,9x)
- ☐Software: 4,5–8,6x EBIT (Durchschnitt: 6,6x)
- ☐Maschinenbau: 4,3–8,4x EBIT (Durchschnitt: 6,4x)
EBITDA-Multiplikator: Für anlagenintensive Betriebe
EBITDA = Gewinn vor Zinsen, Steuern UND Abschreibungen. Diese Kennzahl eignet sich besonders bei hohen Abschreibungen durch Maschinen und Anlagen. Aktuelle Bandbreiten: IT-Services 4,8–5,8x, Professional Services 4,0–4,9x EBITDA.
Umsatz-Multiplikator: Für Wachstumsunternehmen
Bei jungen Unternehmen ohne stabilen Gewinn kommt der Umsatz-Multiplikator zum Einsatz. E-Commerce KMU: 0,4–1,0x Umsatz. Wichtiger Hinweis: Diese Methode ist weniger aussagekräftig als gewinnbasierte Multiplikatoren.
Berechne Deinen ersten Multiplikator
Du kennst jetzt die Grundlagen – wende sie direkt auf Deine Unternehmenszahlen an.
Zur Schritt-für-Schritt AnleitungPraxisbeispiel: TechSolutions Bayern GmbH
IT-Dienstleister aus München, 18 Mitarbeiter, 3,2 Millionen € Jahresumsatz:
Schritt | Berechnung | Ergebnis |
---|---|---|
1. EBIT ermitteln | Umsatz 3,2 Mio. € – Kosten 2,84 Mio. € | 360.000 € |
2. EBIT bereinigen | + Geschäftsführergehalt + Einmalkosten | 450.000 € |
3. Multiplikator anwenden | 450.000 € × 7,0 | 3,15 Millionen € |
Ergebnis: Unternehmenswert von 3,15 Millionen Euro. Nach Abzug der Nettofinanzverbindlichkeiten und Hinzurechnung des Excess Cash ergibt sich ein Eigenkapitalwert von 3,0 Millionen Euro.
Vor- und Nachteile im Überblick
Drei wesentliche Vorteile:
- ✓Geschwindigkeit: Bewertung in Tagen statt Wochen möglich
- ✓Marktorientierung: Basiert auf tatsächlichen Transaktionspreisen
- ✓Praxistauglichkeit: Auch für Nicht-Finanzexperten verständlich
Drei wichtige Einschränkungen:
Wichtige Einschränkungen beachten
Multiplikatoren liefern nur Richtwerte. Sie berücksichtigen keine individuellen Risiken wie Inhaberabhängigkeit oder Kundenkonzentration. Für Transaktionen über 5 Millionen Euro solltest Du zusätzlich eine DCF-Bewertung durchführen lassen.
Die 3 häufigsten Fehler und deren Vermeidung
Fehler 1: Falsche Größen-Multiplikatoren verwenden – Nutze ausschließlich KMU-spezifische Datenquellen (DUB, NIMBO), niemals Großunternehmen-Multiplikatoren.
Fehler 2: Unbereinigtes EBIT verwenden – Adjustiere das Geschäftsführergehalt auf Marktniveau (80.000–120.000 €) und eliminiere private Ausgaben.
Fehler 3: Individuelle Risiken außer Acht lassen – Positioniere Dich bewusst im unteren oder oberen Bereich der Bandbreite, abhängig von den spezifischen Unternehmensrisiken.